Der Sender RTL wird im nächsten Sommer seinen
Zuschauern ein neues Sendeformat bieten: Interviews mit prominenten
Gespenstern. Heute spricht der Moderator Hamza Dreifuß mit Sir Simon de
Canterville, dem "Gespenst von Canterville".
Hamza Dreifuß: "Sir Simon, äh, wenn ich Sie so anreden darf ..."
Sir Simon de Canterville: "Bitte, wenn Ihnen mein Anblick nicht die
zuschnürt ..."
Hamza
Dreifuß: "Äh, nun ja, ein besonders schöner Anblick, Sir Simon, ... äh,
ich meine, ... die letzten vierhundert Jahre im Verließ haben ihre
hinterlassen, will ich mal sagen, ..."
Sir Simon de Canterville (
):
"Finden Sie? Sie sehen auch nicht mehr ganz frisch aus, wenn ich das
mal so sagen darf, Dreifuß. Tatsächlich sind Sie ein wenig
.
Aber kommen wir nun zu Ihren Fragen, ich muss mich noch auf meinen
Auftritt heute Nacht vorbereiten. Das passende, grauenhafte
herauslegen und so, ich will Sie mit den Details meines Berufes nicht langweilen."
Hamza
Dreifuß: "Nun gut. Fangen wir an. Sir Simon, Sie sind eines der
berühmtesten Gespenster Europas und bereits seit vierhundert Jahren
erfolgreich im Geschäft, wenn ich das mal so sagen darf ... Wie sind
Sie denn nun eigentlich zum Gespenst geworden?"
Sir Simon de Canterville: "Nicht ganz freiwillig, wie ich zugeben muss. Ich gebe zu, dass ich schon immer ein aufbrausender,
Mensch gewesen bin. Das Dienstpersonal meiner Schlösser fürchtete mich,
was kein Nachteil ist, wenn Sie bedenken, dass Dienstboten im
Allgemeinen dazu neigen, ihre Pflichten zu
, wenn sie den Hausherrn nicht fürchten."
Hamza Dreifuß: "So, Sie waren also schon zu
gefürchtet? Gab es da irgendwelche besonderen Vorkommnisse, die Ihren
fürchterlichen Ruhm, der entsetzlichste Dienstherr in ganz England zu
sein, begründeten?"
Sir Simon de Canterville: "Nun ja, man
sagte mir eine gewisse Grausamkeit nach. Einmal tauchte ich den Kopf
meines Küchenchefs in seine eigene, kochend heiße Rinderbrühe, nachdem
dieser - aus
behauptete dieser Wurm! - zu viel Salz in diese Speise gegeben hatte.
Und, ein andermal, wenn ich mich richtig erinnere, zwang ich meinen
Kutscher zwanzig Meilen hinter der Kutsche herzulaufen, weil er nicht
pünktlich vorgefahren war. Nachlässigkeit ist mir ein
, wissen Sie!"
Hamza
Dreifuß: "Tatsächlich? Das erklärt natürlich, warum Sie der einzige
Geist sind, der in den letzten vierhundert Jahren niemals seine
Pflichten vernachlässigt und seine Grauenhaftigkeit Auftritt für
Auftritt gesteigert hat!"
Sir Simon de Canterville (
): "Was nicht ganz einfach war und eine gewisse Fertigkeit im Erschrecken anderer voraussetzt."
Hamza Dreifuß: "Doch Ihre Geschicklichkeit im Umgang mit dem Personal ist es nicht, was Sie zum Geist werden ließ, richtig?"
Sir
Simon de Canterville: "Richtig. Wen interessiert schon das Gesinde?
Nein, es war meine Frau, der ich die Erhebung in den Geisterstand
verdankte."
Hamza Dreifuß: "Sie haben sie
, nicht wahr?"
Sir Simon de Canterville: "Erdolcht, um genau zu sein. Lady Eleanore hatte die
gehabt, mich zu kritisieren. Das konnte ich mir nicht bieten lassen."
Hamza Dreifuß: "Sie haben sie also niedergestochen? Wo genau geschah das?"
Sir
Simon de Canterville: "In der Bibliothek. Wir hatten gerade diniert und
ich erklärte ihr gerade, dass ich leider keine Möglichkeit sähe, den
Bankrott ihres
Bruders abzuwenden. Lady Eleanore war im allgemeinen eine stille, anständige Person, aber an diesem Abend wurde sie ausfällig."
Hamza Dreifuß: "Sie erdolchten sie also in der Bibliothek, wo sie vor dem Kamin
. Kam ihr denn niemand zu Hilfe?"
Sir
Simon de Canterville: "Nein, denn ich meinem Zorn ließ ich keinen der
Bedienten an sie heran. Sie verblutete quasi während meines
schrecklichen
."
Hamza Dreifuß: "Was geschah dann, Sir Simon? Eine Stimme kündigte Ihnen eine Strafe an?"
Sir
Simon de Canterville: "Unsinn. Ich ging wie gewöhnlich zu Bett und
setzte mein Leben wie gewohnt fort. Meine Kinder mieden mich zwar nach
diesem
,
doch war mir ihre weinerliche Art sowieso auf die Nerven gegangen. Ich
lebte bis zu meinem 67. Lebensjahr, was damals als gesegnetes Alter
galt."
Hamza Dreifuß: "Tatsächlich? Es gab also nichts, was
Ihre äh ... Verwandlung ... nach Ihrem Tod irgendwie angekündigt hätte?
Keine Vorwarnung?"
Sir Simon de Canterville: "Nun ja, ich
gebe zu, nach dem Vorkommnis in der Bibliothek merkwürdige Träume
gehabt zu haben. Des öfteren
mir Lady Eleanore im Schlaf. Womöglich sah ich sie nach ihrem
unappetitlichen Tod häufiger als davor, ha ha! Kleiner Scherz ..."
Hamza Dreifuß: "Interesant. Sie hatten also Alpträume, möglicherweise sogar ein schlechtes Gewissen ..."
Sir Simon de Canterville: "Unsinn! Sie war doch selbst schuld gewesen ..."
Hamza Dreifuß: "Richtig, richtig, Sir Simon! Sir Simon, was genau geschah, nachdem Sie gest... ähm, der Arzt Ihren Tod
hatte?"
Sir
Simon de Canterville: "Hm. Es war merkwürdig. Ich lag mit einer Grippe
zu Bette und plötzlich gaben alle vor, mich nicht mehr zu sehen.
Beziehungsweise, ich sah mich, oder besser: meinen
im Bett liegen, ich selbst aber konnte vom Bett aufstehen und durch das Haus wandern."
Hamza Dreifuß: "Sie waren also zum
geworden. War dies ein angenehmes Gefühl, Sir Simon?"
Sir Simon de Canterville: "Schwer zu sagen, Dreifuß. Zu Anfang war es schwer. Das Personal reagierte nicht mehr auf meine
. Aber ich lernte schnell, mich bemerkbar zu machen."
Hamza
Dreifuß: "Sir Simon, das klingt alles hochspannend. Leider ist unsere
Sendezeit jetzt um. Wir müssen unser Gespräch unbedingt zu einem
anderen Zeitpunkt gemeinsam fortsetzen! Sir Simon, ich danke Ihnen für
dieses Gespräch!"